Beim Stichwort „Klavierkonzert“ denkt man gemeinhin an ausladende Sonaten oder Variationenwerke, oft in festlich geschmückten Ambiente. Dass dies auch anders denkbar ist, das beweist Angelika Nebel in der erfolgreichen Reihe ihrer „Studio-Konzerte im Westend“, die nunmehr bereits beim 102. Konzert angekommen ist. Zielstrebig hat sie sich in Jahren eine Gruppe engagierter Zuhörer aufgebaut, die die Stühle im Parkplatz vor dem Studio ihres Hochhauses im Frankfurter Westend erwartungsvoll besetzt, kein Publikum im üblichen Sinne, eher eine gleichgestimmte Familie, die die Liebe zur Musik und zum Klavier vereint.
Und was bietet die Pianistin, die erst vor kurzem ihren 75.Geburtstag feierte? Kein Liszt, kein Beethoven, vielmehr eine Kollektion von einem guten Dutzend an Miniaturen, kein Sammelsurium, vielmehr dreifach gegliederte Beiträge zu anregenden Stichworten wie „Pastorale“„Herbst“ oder auch „Vergnügen im Herbst“, die diesmal den Rahmen bildeten. Hierbei ist Gängiges bewusst vermieden, wer kennt schon Valentin Silvestrov oder Ernesto Halffter mit ihren Beiträgen zum Thema „Pastorale“?
Da erwiesen sich die kurzen, präzisen Erläuterungen der Pianistin als höchst nützlich, ohne dass das Ganze in der nachmittäglichen Sonne – man war für die Schattenplätze dankbar – die Dauer einer guten Stunde erheblich überschritten hätte, dafür sorgte die sorgsame Auswahl der Stücke.
Den historisch frühesten Zeitpunkt markierten Scarlatti und – natürlich – Bach. Glücklich war die Auswahl aus Schumanns „Album für die Jugend“, wahrlich keine Kinderstücke oder „Waldszenen“.
Eine griffige Zugabe beschloss den inspirierenden Abend, Ausgangspunkt für zahlreiche lebhafte Gespräche.
Gerhard Schroth (FAZ)