Tastenfleiß
FAZ, 07.12.2002
Ellen Kohlhaas
Delikat: Angelika Nebel ziseliert Sonaten von Soler und Haydn
Ausgiebig, doch nicht so ausschließlich wie sein Lehrer Domenico Scarlatti, hat sich der katalanische Komponist, Organist und Musiktheoretiker Antonio Soler (1729-1783) der Sonate für Tasteninstrumente gewidmet. Zwölf von Solers mindestens hundertzwanzig Sonaten hat Angelika Nebel, seit 1995 Professorin an der Düsseldorfer Robert Schumann-Musikhochschule, delikat und elegant eingespielt.
Agogisch feinsinnig arbeitet sie die Unterschiede gegenüber Scarlatti heraus: schwereloser, manchmal tänzerischer Puls statt
Akzentpointen, Reihung gegensätzlicher Motive statt einsätzigem Konzentrat, frühklassische Elemente. Sie deuten sich an in der Durchführung der zwischen Pracht und Zierlichkeit gespannten
Des-Dur-Sonate Nr. 23, im Sturm- und Drang-Übermut der in Tempi und Ausdruck wechselhaften Sonate Fis-Dur Nr. 90, in der klagenden
Empfindsamkeit der Des-Dur-Sonate Nr. 88. So baut Angelika Nebel eine Brücke von Scarlattis Barock zu Joseph Haydn, von dem sie im Vorjahr acht Sonaten eingespielt hat.
Hier läßt sie sich noch mutiger, noch mitteilsamer auf die unberechenbare Erfindungskraft dieses Aufklärers unter den Komponisten ein.